Chaetonotus (C. ) simrothi

360 µm - 400 µm
Breite:
79 µm - 90 µm
Kopfbreite ( fünflappig ):
55 µm - 80 µm
Halsweite:
45 µm - 58 µm
Furkalänge:
40 µm - 60 µm
Haftröhrchen (dünn):
75% der Furka
Pharyx ( zylindrisch ):
95 µm - 110 µm
Munddurchmesser ( rund, erweiterbar ):
unbekannt
Dorsale Schuppen:
8-12 (28-30 !) Reihen mit je 28-30 sehr dünne, gebogene, einfache Stacheln; 9-10 µm am Hals, 14-18 µm in der Mitte; 3 Paar Stacheln zwischen den Zehen. Schuppen Hals queroval (6-8 µm), Rumpf fünfeckig, distal eingeschnitgen (12-13 µm)
Ventrale Schuppen:
Wimpernbänder getrennt; 10-11 Reihen kleine rundliche Schuppen, kurz Stacheln; terminal zwei herzförmige, größere Schuppen
Ökologie:
über Schlamm, Moore
Ähnliche Arten:
C. (C. ) insigniformis : sehr ähnlich, aber halbkreisförmige Schuppen
C. (C. ) pratensis : kleiner, keine Zähne
Besonderheiten:
Weit erweiterbarer Mund, Zähne, auffällige asymmetrische Kopfdrüse
Fundort:
Ch. simrothi; Überblick
Mit einer Länge von ca. 440µm ist Ch simrothi einer der größten Süsswasser-Bauchhärlinge und ist deshalb nahezu unverkennbar. Charakteristisch ist der “hammerartige”, eckige Kopf und die über den gesamten Körper nahezu gleichbleibende Breite. Die Rückenseite des Tiers ist mit gleichmäßigen, langen Stacheln besetzt. Wegen der - für Bauchhärlinge - riesigen Größe kann man nur mit schwachen Objektiven (hier 25x) einen Überblick über das Gesamttier gewinnen. Auf der anderen Seite erlaubt die Größe des Tieres, anatomische Einzelheiten genauer zu studieren, als das bei den “durchschnittlichen” Gastrotrichen möglich ist.
Deshalb möchte ich Euch einige Details dieser interessanten Tiere genauer vorstellen. Beginnen wir mit der äußeren Hülle der Tiere, dem Schuppenkleid.
Ch. simrothi; Überblick über die Rückenschuppen
Legt man den Fokus auf den dorsalen Schuppenverband, wird deutlich, dass die Einzelschuppen jeweils mit ihren Nachbarn überlappen und einen geschlossenen - aber dennoch flexible - Schutzpanzer bilden. Die Stacheln der grob fünfeckigen Schuppen sind in Bild 2 z. T. angeschnitten. So wird deutlich, dass die Stacheln der Einzelschuppen hohl sind.
Ch. simrothi; Schuppen der Bauchseite
Im ventralen Zwischenfeld - dem Bereich zwischen den beiden Zilienreihen auf der Bauchseite - erkennt man ca. 14 Reihen rundlich erscheinender, kleiner Schuppen mit einem kurzen Stachel. Obwohl diese Befunde recht gut mit den Angaben aus der Literatur übereinstimmen (Schwank 1990), wollte ich die Schuppenformen etwas genauer untersuchen und habe eine Schuppenanalyse durchgeführt und ein Dauerpräparat aus den abgelösten Schuppen erstellt.
Ch. simrothi; Übersicht abgelöster Schuppen
Obwohl in der Literatur für Kopf und Hals des Tieres runde Schuppen angegeben werden, konnte ich solch Schuppen nicht finden. Alle dorsalen Schuppen waren grob fünfeckig mit abgerundeten Ecken. Die Hinterseite der Schuppe besitzt einen V-förmigen Einschnitt, von dessen Ende die hohle, stark nach hinten gebogene Stachel entspringt. Diese Form deckt sich mit den Literaturangaben für die Rückenschuppen.
Ch. simrothi; dorsale Schuppe
Bei den kleinen Bauchschuppen im ventralen Zwischenfeld zeigt sich der Wert einer solchen Schuppenanalyse. Sowohl in der Literatur als auch im optischen Bild vom Schuppenverband (Bild 3) erscheinen die Schuppen als rund.
Ch. simrothi; Schuppen des ventralen Zwischenfeldes
Abweichend zu diesem Eindruck erkennt man bei den abgelösten Schuppen, dass ihre Form länglich mit einem distalen Ausschnitt ist. Lediglich die Vorderkante ist rund. Durch die Überlappung im Schuppenverband ist lediglich diese runde Vorderkante zu erkennen und spiegelt daher eine falsche Schuppenform vor. Die Abweichungen zu den Literaturangaben ist wohl der notorisch großen Variabilität der Gastrotrichenarten geschuldet und sollte durch Untersuchungen aus anderen Habitaten bestätigt werden.
An der vorderen Bauchseite des Tieres liegt der verschließbare Mund.
Ch. simrothi; Mund und Hypostomion
Man erkennt, dass der Mund durch lamellenartige Mundstacheln nahezu vollständig geschlossen wird. Diese Mundstacheln können zur Nahrungsaufnahme ausgeklappt und die Mundhöhle dadurch stark erweitert werden. Hinter dem Mund liegt eine starke kutikularisierte Spange, das sog. Hypostomion.
Ch. simrothi; geöffneter Mund
Unterhalb der Schuppen liegt die Haut der Tiere, die bei ausgewachsenen Tiere durch eingelagerte, goldbraune Körper gemustert erscheint. Da diese Einlagerungen bei Jungtieren noch nicht vorhanden sind, gehe ich davon aus, dass sie erst im Laufe des Lebens bei älteren Tieren erworben werden. Möglicherweise handelt es sich dabei um Exkretionsprodukte, die sich im Laufe der Zeit in den Hautzellen ablagern.
Ch. simrothi; Kopfdrüse und gefärbte Einlagerungen
Ähnliche Verfärbungen sind meines Wissens in der Literatur für Süsswasser-Gastrotrichen noch nicht beschrieben worden.
Bei Jungtieren sind diese gefärbten Einlagerungen noch nicht vorhanden und erlauben daher einen ungehörteren Einblick in die Kopfanatomie:
Ch. simrothi; Kopfdrüse bei einem Jungtier
Einzigartig bei Ch. simrothi scheint die deutlich sichtbare Kopfdrüse unbekannter Funktion zu sein. Leider konnte ich nicht erkennen, ob der Ausführungsgang in den Pharynx oder nach außen mündet. Bei den von mir untersuchten Tieren war - entgegen der Literaturangaben - nur eine einzige, asymmetrische Drüse vorhanden.
Ch. simrothi; Zähne
Eine weitere Besonderheit bei Ch. simrothi sind die beiden Zähne in der Mundhöhle des Tieres. Es gibt nur wenige Gastrotrichen-Arten bei denen solche Zähne nachgewiesen sind (z. B. bei A. squamulosus ).
Bei einem etwas gequetschten Tier kann - dank der Körpergröße - das Exkretionssystem der Bauchhärlinge genauer studiert werden:
Ch. simrothi; Protonephridien
Wie alle Süsswassertiere müssen Gastrotrichen dem ständig durch Osmose eindringenden Wasser und dem dadurch steigendem Innendruck entgegenwirken. Dazu besitzen sie sog. Protonephridien, die aus einer bewimperten Zelle bestehen, die ständig Wasser aus dem Körperinneren in einen langen und vielfach gewundenen Ausführungsgang pumpen. Diese “Wimpernflammen” konnte ich leider fotografisch nicht abbilden. In Bild 13 ist der Ausführungsgang beidseitig des Darms der Tiere gut zu erkennen. In diesem Gang wird wohl der Primärharn aufbereitet und “nützliche” Bestandteile ausgefiltert. Die beiden Gänge münden dann an der Bauchseite neben den Zilienbänder ins Freie.
Ch. simrothi; Ei
Die Tiere fühlten (und fühlen sich immer noch) sich im meinem Mikroaquarium recht wohl und vermehren sich fleißig. Eigentlich hatte ich vor, die Embryonalentwicklung der Tiere in einem Zeitraffer-Film zu dokumentieren, habe aber die Aufnahme nach einer Woche abgebrochen. Die Entwicklung verläuft äußerst langsam und die Tiere schlüpfen erst ca. 14 Tage der Eiablage. Dies ist die längste Entwicklungszeit, die ich jemals bei Gastrotrichen beobachtet habe - ansonsten beträgt die Zeit bis zum Schlupf etwa 2 bis 4 Tage. Ob diese Verlängerung der Entwicklungszeit nur der Größe der Tiere geschuldet ist, vermag ich nicht zu beurteilen.
Ch. simrothi; Jungtier
Bereits nach dem Schlupf haben die Tiere eine beeindruckende Größe. Das Wachstum erfolgt - wie bei Bauchhärlingen üblich - lediglich im Darmbereich. Kopf und Hinterleib sind bereits beim Schlupf ausgewachsen.